Über das Design der einzelnen Golf-Modelle werde ich mich noch einmal genauer auslassen, vor allem über die ersten zwei Generationen, die ich für überaus gelungen halte- aber hier soll es um etwas anderes gehen, nämlich ganz geschickte Modellpolitik. Wie kann ich einen Kassenschlager über die Zeit verändern, ohne vielleicht "voll" daneben zu liegen? Vor diesem Problem stehen die Hersteller der Erfolgsmodelle, die vom Design Leben. Beispiele sind der Mini, Mazda MX5, aber auch Kassenschlager, die sich nur über Zeit verändern dürfen- wie zu Beispiel der Golf. Jeder, der die "Gölfe" miteinander vergleicht, sieht sofort, dass zwischen "Einser" und dem "Sechser" genannten Fünfer-Facelift keine Ähnlichkeiten mehr bestehen.
Schaut Euch einfach mal diese Bilder der Generationen an...es ist kein Zufall, dass immer eine alte und einen Neue Golf-Auflage nebeneinander stehen:
Wie schafft also VW beim Golf, dass der "Neue" immer noch als Golf erkannt wird? Meist müssen die Designer Stilelemente mitübernehmen, die dann als Wiedererkennungswert beim neuen Modell wirken. VW macht sich das ganze noch einfacher- und es wirkt.
Wechsel Einser => Zweier: Giugiaro lieferte einen Meisterentwurf ab, aber der Neue war ganz konsequent anders, runder, größer. Glücklicherweise blieb fast die ganze Frontansicht mit den just gerade eingeführten Kunststoffstoßfängern und den Zwei Kulleraugenleuchten (bei "besseren" Versionen Doppelscheinwerfer) bestehen- das ist auf jeden Fall ein Familiengesicht.
=> Wiederkennungswert: Frontdesign
Wechsel Zweier => Dreier: Auch hier hatte noch der "Zweier" die dickeren und vor allem lackierbaren Stoßfänger des Nachfolgers schon zum letzten Facelift bekommen. Die Rundscheinwerfer hatten aber ausgedient, die Front war diesmal ganz anders- mit Mandelaugen fast schon "asiatisch". Da war es klar, dass Diesmal das Heck den Wiedererkennungswert bringen musste. Einzig die Ladekannte, oftmals negativ beim Golf II bewertet wurde heruntergesetzt, aber Lichter und Kennzeichen blieben auf einer Ebene. Auch das große VW-Signet, welches beim Golf II gerade eingeführt worden war, fand sich am Heck wieder.
=> Wiederkennungswert: Heckdesign
Wechsel Dreier => Vierer: Es wird langsam klar- Der vierer erhielt ein neues, sehr flächiges Heck und auch das Nummernschild verschwand von der Heckklappe- das war neu. Also musste diesmal die Front wieder das alte Modell zitieren, was auch klar auffällt, den die Mandelaugen-Scheinwerfer blieben auch beim IV´er das Erkennungszeichen- wenn auch jetzt mit Klarglas. Der Lamellengrill blieb ähnlich und war auch bei den letzten III´er schon lackiert worden, wie auch die Stoßfänger schon beim letzten Facelift komplett in Wagenfarbe lackiert waren- so trug es jetzt auch der neue Golf IV.
=> Wiederkennungswert: Frontdesign
Wechsel Vierer => Fünfer bzw. Sechser: Neue Front- dann bleibt das Heck! Genauso war es dann auch und die flächige Heckklappe mit dem großen VW-Zeichen war wieder im Zeichen des vertrauten Golf. Na, und wir wissen doch jetzt schon, wie die neue Golf Generation von vorne aussehen wird, da müssen wir nur dem aktuellen Golf in´s Gesicht gucken.
=> Wiederkennungswert: Heckdesign
Das ist ein einfacher Trick, dass der Golf auch beim Modellwechsel immer noch als Golf erkennbar war, obwohl sie die Fahrzeuge über die Zeit Grundlegend geändert haben. Geblieben ist das Grundlayout „dreitüriger“ oder „fünftüriger“ Kompaktwagen, dessen Familie zwar immer weiter angewachsen ist (Scirocco, Cabriolet, Golf Variant, Touran, Golf Plus, Stufenheckcabriolet Eos). Andere Fahrzeuge, wie zum Beispiel Kadett/Astra, Escort/Focus oder Corolla/Auris haben weder ihren Namen noch eine gleichbleibende Karosserievariante über die Zeit retten können. Und dann ist da noch die überbreite C-Säule, die zwar immer wieder mit schlechter Sicht nach hinten in Verbindung gebracht wird, aber trotzdem weiterhin für den Golf steht- und eine nennenswert aggressiv hochgezogene Fensterlinie hat der Golf glücklicherweise über die Zeit auch nicht bekommen…Das ist doch schon was!